Und der Nobelpreis geht an...

Rosa Bartel - Dienstag, 6.10.2020
Vorder- und Rückseite einer Alfred Nobel Goldmünze

… drei Virologen, die das Hepatitis-C-Virus entdeckt haben.

Jedes Jahr werden die Gewinner:innen des Nobelpreises für Medizin und Physiologie als Erste bekanntgegeben. Dies geschieht immer an einem Montag Anfang Oktober im Wallenberg-Hörsaal des Karolinska-Instituts, einer der angesehensten medizinischen Universitäten in Europa, nahe Stockholm gelegen. Diese Woche war es wieder soweit: Zum 119. Mal wurden Forscher:innen dafür geehrt, dass sie “im verflossenen Jahr der Menschheit größten Nutzen geleistet haben”, wie es im Testament von Alfred Nobel festgeschrieben steht. Der diesjährige Nobelpreis für Medizin geht an Harvey J. Alter, Michael Houghton and Charles M. Rice für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus (HCV).

Der Schlüssel zur erfolgreichen Bekämpfung von Infektionskrankheiten ist meist die Identifizierung des Erregers. Die drei aktuellen Preisträger haben jeweils einen Teil dazu beigetragen, dass wir den Schlüssel zur Bekämpfung des Hepatitis-C-Virus heute in den Händen halten. 

Eine HCV-Infektion resultiert häufig in einer chronischen Leberentzündung und auch Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose und Leberkarzinome sind ein großes globales Gesundheitsproblem. Lange waren Forscher:innen auf der Suche nach dem unbekannten Virus, das insb. bei Menschen, die Bluttransfusionen erhalten hatten, zu einer chronischen Leberentzündung führte. Das Hepatitis-B-Virus (HBV) war bereits identifiziert worden. Diagnostische und präventive Maßnahmen, bspw. die Hepatitis-B-Impfung, folgten und konnten Betroffenen auf der ganzen Welt helfen. Trotzdem entwickelten weiterhin viele Menschen nach einer Bluttransfusion eine chronische Hepatitis, ohne dass eine Hepatitis-B-Infektion nachgewiesen werden konnte. Auch das zur gleichen Zeit identifizierte Hepatitis-A-Virus konnte dafür nicht verantwortlich gemacht werden. 

Und genau hier setzten die diesjährigen Nobelpreisträger an. Harvey J. Alter und seine Kollegen zeigten in methodischen Studien, dass ein unbekanntes Virus eine häufige Ursache für chronische Hepatitis war. Die mysteriöse Krankheit wurde zuerst als "Nicht-A, Nicht-B"-Hepatitis bekannt. Michael Houghton befasste sich mit der mühsamen Arbeit, das Genom des neuen Virus zu isolieren. Er verwendete eine bis dahin unerprobte Strategie, die in der Entwicklung eines Nachweises von HCV-Antikörpern gipfelte. Charles M. Rice lieferte anschließend den endgültigen Beweis, dass das HCV allein eine Hepatitis verursachen kann.

Dank der Arbeit der drei Forscher gibt es heute hochempfindliche Bluttests, mit denen bspw. Blutspenden auf den Erreger untersucht werden. Das hat in vielen Regionen der Erde die durch Bluttransfusionen übertragenen Leberentzündungen praktisch ausgerottet. Die Arbeit der Preisträger schuf außerdem die Grundlage zur Entwicklung antiviraler Wirkstoffe, die eine Heilung der chronischen Hepatitis C erlauben. Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner des diesjährigen Medizin-Nobelpreises und vielen Dank!

 

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