Epilepsie: Das Handwerk zur Diagnosestellung
Die ILAE-Klassifikation aus dem Jahre 2017 ist wichtig für Klinik und Forschung. Von einer Klassifikation als Kommunikationsgrundlage.
“Die Klassifikation von Epilepsien ist das wichtigste klinische Handwerkszeug bei der Evaluation eines Patienten, der unter Anfällen leidet”, so heißt es im Positionspapier der International League Against Epilepsy (ILAE). Die überarbeitete Klassifikation basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Expert:innenmeinungen. Auch die weltweite Epilepsiegemeinschaft wurde zu Rate gezogen, um ein Gerüst zur Einschätzung epileptischen Anfälle zu schaffen. Bereits in den 1960er Jahren beschloss die ILAE, eine einheitliche Klassifikation einzuführen. 1981 wurde die Erstausgabe erstmals revidiert und erweitert. 2017 folgte die zweite, aktuelle Überarbeitung.
Um die ILAE-Klassifikation anzuwenden, muss mind. ein diagnostizierter epileptischer Anfall vorliegen. Die Differentialdiagnostik ist also bereits abgeschlossen. Zur diagnostischen Einordnung eines Anfalls beinhaltet die ILAE-Klassifikation drei Stufen. Im ersten Schritt wird der Anfallsbeginn als fokal, generalisiert oder unbekannt eingestuft. Im zweiten Schritt werden bedeutsame Schlüsselsymptome wie Bewusstseinszustand, das erste prominente Anfallssymptom und ggf. weitere Anfallsmerkmale beschrieben. Im Anschluss kann – wenn möglich – als dritte Stufe ein spezifisches Epilepsiesyndrom diagnostiziert werden. Während jeder Überlegung soll die mögliche Ätiologie der Epilepsie bedacht werden, da diese von therapeutischer Relevanz ist.
Was auf den ersten Blick recht simpel wirken kann, hat weitreichende Konsequenzen. Ziel der Klassifikation ist es nämlich, die Beurteilung von Anfallsmustern zu vereinfachen und die klinische Versorgung zu verbessern. Sie soll außerdem als konsistente Kommunikationsgrundlage die weitere Erforschung der Epilepsie erleichtern.
Auch im AMBOSS-Kapitel Epileptische Anfälle und Epilepsien ist die ILAE-Klassifikation eingebunden. Dort findet sich auch eine Gegenüberstellung von alten und neuen Begriffen.
Quellen