Deutsche Krankenhäuser wollen 100.000 Tonnen CO2 einsparen
Kliniken und Klimaschutz: Wie passt das zusammen? Projekte wie “KLIK green” zeigen, was der Gesundheitssektor tun kann – und muss.
Bundesweit haben sich 250 Krankenhäuser und Reha-Kliniken zusammengetan, um bis April 2022 mindestens 100.000 Tonnen CO2-Äquivalente zu vermeiden. Das berichtete der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vergangene Woche als Meilenstein seines Projekts KLIK green: Krankenhaus trifft Klimaschutz.
"Auch das Gesundheitswesen sollte sich Klimaschutz auf die Fahne schreiben", so BUND-Vorsitzender Olaf Bandt. "Bis 2030 sollte jede deutsche Klinik eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie umgesetzt haben und zuvor eine Klimamanagerin oder einen Klimamanager fest einstellen. Klimaschutz muss standardmäßig Inhalt von Ausbildungen im Gesundheitswesen werden.”
Im Rahmen von “KLIK green” planen die teilnehmenden Häuser nun mehr als 500 Klimaschutzmaßnahmen. Dazu zählen allgemein bekannte und relevante Werkzeuge wie Ökostrom, Fahrradparkplätze, Dachbegrünung und Fleischreduktion im Speiseplan, aber auch krankenhausspezifische Ideen wie Mehrweg-OP-Besteck oder Narkosegas-Recycling – ein wichtiger Hebel, denn Narkosegase verursachen immerhin bis zu 35% aller Treibhausgasemissionen einer Klinik.
Zudem bringt das Projekt eine Vielfalt von Menschen aus Pflege, ärztlichem Dienst, Technik, Verwaltung und Küche sowie verschiedensten Hierarchieebenen miteinander ins Gespräch. Als einen der “Leuchttürme” unter den Teilnehmenden hob der BUND das Uniklinikum Bonn hervor, das in interdisziplinären Netzwerken aus Forschung, Lehre und Innovation die Bedeutung von Klimaschutz im Krankenhaus verbreite.
Weil immer klarer wird, dass der Klimawandel unserer Gesundheit schadet*, und der Gesundheitssektor weltweit für mehr als 4% der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, verpflichten sich weltweit immer mehr Kliniken dem Klimaschutz. Vor diesem Hintergrund hat etwa das britische NHS letztes Jahr sein ambitioniertes Ziel veröffentlicht, bis 2040 klimaneutral zu werden. Eine deutsche Initiative will das noch toppen – und dasselbe für den Gesundheitssektor hierzulande bis 2035 erreichen.
* Wer mehr über die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Gesundheit lernen möchte, kann sich dazu aktuell im Rahmen der dritten Planetary Health Academy fortbilden.
Weitere Inhalte dazu finden sich auch im neuen AMBOSS-Kapitel Planetary Health. Genaueres zu den Treibhausgasen, die in der Anästhesie zum Einsatz kommen, findet sich im AMBOSS-Kapitel Inhalationsanästhetika.
Wie die Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin Dr. med. Anne Hübner als Klimamanagerin die Emissionen ihrer Klinik senkt, hat sie uns im Blog-Interview erklärt: "Dass wir Leben retten, rechtfertigt keine Klimasünde"
Welche Krankenhäuser neben der Uniklinik Bonn ihren Beschäftigten AMBOSS im Rahmen einer Kliniklizenz kostenfrei zur Verfügung stellen, ist im AMBOSS-Account unter “Kliniklizenz” einsehbar.