Podcast: “Ethnizität” und individuelle Pharmatherapie?

Angélique Fülbier - Dienstag, 8.9.2020
Vier Patientenakten liegen auf einem Tisch.

Globalisierung und die Grenzen der Genetik.

Weltweit bleiben Bluthochdruckerkrankungen und deren Folgen Todesursache Nummer eins. Die arterielle Hypertonie ist kein Problem, das ausschließlich Länder des globalen Nordens betrifft. Dennoch werden Bluthochdruckerkrankungen nach wie vor oft mit Wohlstandsgesellschaften assoziiert. Zahlen aus der neuen durch die ISH (International Society of Hypertension) veröffentlichten Leitlinie Global Hypertension Practice Guidelines widerlegen diesen Eindruck. In den sog. “high income countries” leben derzeit weltweit rund 349 Millionen Menschen mit einer arteriellen Hypertonie, bei den sog. “low income countries” sind es wiederum ganze 1,04 Milliarden eine unvorstellbar hohe Zahl.

Die Leitlinie rückt die globalen Herausforderungen beim Management der arteriellen Hypertonie in den Fokus. Dabei gibt sie an ökonomischen Ressourcen orientierte diagnostische und therapeutische Handlungsempfehlungen. Dies soll verhindern, dass sich “middle” und “low income countries” in Zukunft mangels eigener Leitlinien weiterhin an den Empfehlungen von Wohlstandsgesellschaften orientieren müssen.

Dieser globale Kontext ist nicht das Einzige, das in dieser Leitlinie aufmerken lässt. Die Fachgesellschaft unterteilt bei ihren Empfehlungen in Ethnizitäten (“ethnicity”) und differenziert bei der therapeutischen Strategie zwischen “black patients” und “non-black patients”. Begründung: Schwarze Patient:innen (“black patients”) haben ein dreifach höheres Risiko, unter ACE-Hemmern Angioödeme zu entwickeln. Daher wird empfohlen, Sartane bei “black patients” den ACE-Hemmern vorzuziehen. Ein Ansatz, der viele Fragen aufwirft. 

Lassen sich aus unterschiedlichen Häufigkeitsverteilungen tatsächlich therapeutische Empfehlungen ableiten? Diese Podcastfolge thematisiert deshalb die komplexen Zusammenhänge zwischen Genetik, individueller Physiologie und Herkunft. Wir beschäftigen uns mit Genvarianzen, Polymorphismen und deren potentiellen Einflüssen auf die Pharmakokinetik, egal ob innerhalb einer oder mehrerer Populationen. Wo liegen die Grenzen einer individualisierten Medizin?

Eine Podcastfolge über die Limitationen des Begriffs “Ethnizität” in der Medizin.

Im AMBOSSS-Kapitel Bias, Stereotype und Diskriminierung in der Medizin werden Auswirkungen und Methoden zur Reduktion impliziter Bias vorgestellt – inklusive Fallbeispiel.ZUM AMBOSS-KAPITEL

 

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Weitere Informationen zum Podcast und relevante AMBOSS-Inhalte: Arterielle Hypertonie und https://amboss.podigee.io/archive