Abwarten und mit Tee tränken

Rosa Bartel - Donnerstag, 15.4.2021
Frau trägt OP-Maske, Schutzbrille und Face Shield.

Seit Beginn der COVID-19-Pandemie sind Masken für viele Menschen zur zweiten Haut geworden. Aber was tun, wenn die persönliche Schutzausrüstung zu Dermatosen führt?

Spätestens seit im Januar 2021 die Maskenpflicht im öffentliche Raum verschärft wurde, trägt die Mehrheit Mund-Nasen-Schutz. Alltags-, OP- und FFP2-Masken helfen entscheidend dabei, die Virusverbreitung einzudämmen, und dienen, je nach Maskentyp, auch dem Selbstschutz. 

Doch seit Beginn der Pandemie treten immer mehr Hauterkrankungen auf, wie diverse Studien aufzeigen. Demnach können Masken verschiedene Dermatosen hervorrufen oder vorhandene verschlimmern: Das Spektrum reicht von Akne bis zur Kontaktdermatitis. Die Betroffenen berichten über Trockenheit, Spannungsgefühle, Juckreiz und Brennen. Auch Schuppung, Papeln und Erytheme werden beschrieben; häufig im Mund-Nasen-Bereich – also genau dort, wo die Maske sitzt. Ursächlich dafür ist eine Störung der Barrierefunktion der Haut, ausgelöst durch das feuchte Klima. Auch Scheuer- und Reibeeffekte durch eng anliegende Masken sowie allergische und toxisch-irritative Hautreaktionen tragen zur Problematik bei. 

I.d.R. ist die haus- oder hautärztliche Praxis die erste Anlaufstelle, wenn es zu Hautirritationen kommt. Aber was tun, wenn bestehende Hauterkrankungen wie Akne, Neurodermitis, Rosazea, periorale Dermatitis und seborrhoische Ekzeme reaktiviert werden oder neu entstehen? Dermatosen vorzubeugen oder sie effektiv zu behandeln ist wichtig, um die Compliance gegenüber der persönlichen Schutzausrüstung zu gewährleisten – bei medizinischem Personal ebenso wie in der Allgemeinbevölkerung.  

Unter der Überschrift ‘Hauterkrankungen durch persönliche Schutzausrüstung’ haben wir in AMBOSS Diagnostik, Prävention und Therapie zusammengefasst, die bei der Selbstbehandlung oder Beratung von Patient:innen hilfreich sein können.

Um Druck- und Scheuerstellen vorzubeugen, empfiehlt sich das regelmäßige Wechseln von Masken ebenso wie eine sanfte Gesichtspflege zum Erhalt der Hautbarriere. Therapeutisch können kühlende Kompressen, getränkt mit stark aufgebrühtem Schwarztee, zum Einsatz kommen – die Gerbstoffe wirken antientzündlich und lindern Juckreiz. Parfümfreie Cremes regulieren wiederum den Austrocknungseffekt der Teeumschläge. Sollten diese Maßnahmen nicht helfen, können topische Antiseptika und/oder topische Glucocorticoide (Klasse I und II bei Kontaktdermatitis) verschrieben werden. Aber Achtung: Eine lokale Glucocorticoidtherapie oder übermäßiges Eincremen können in Kombination mit dem feuchten Klima auch eine periorale Dermatitis auslösen. Hier gilt: eine abwartende “Null-Therapie”, Schwarzteeumschläge und konsequenter Lichtschutz.

Um den Zeitpunkt zu erkennen, wann dermatologische Expertise hinzuzuziehen ist, empfiehlt Frau Dr. Ulrike Beiteke, leitende Oberärztin der Hautklinik Dortmund: “Für alle Dermatosen, die sich nicht schnell zurückbilden, sondern einen zunehmenden Verlauf zeigen, sollten Dermatolog:innen herangezogen werden.” Bei Verdacht auf eine Berufsdermatose kann es auch angebracht sein, ein Verfahren zur Anerkennung einzuleiten. 

Die Auswirkungen von Hauterkrankungen durch die persönliche Schutzausrüstung sind nicht zu unterschätzen. Allerdings können einzelne präventive Maßnahmen und einfache Therapieregime dabei helfen, die andauernde Pandemie und Maskenpflicht gut zu überstehen.

Mehr zum Umgang mit Hauterkrankungen im Zusammenhang mit der persönlichen Schutzausrüstung findest du in AMBOSS unter: COVID-19 - Hauterkrankungen durch persönliche Schutzausrüstung.

 

Quellen

  1. https://www.klinikumdo.de/fileadmin/Dokumente/Kliniken/Hautklinik/Corona_und_Maske.pdf
  2. https://www.ndr.de/nachrichten/info/Was-Sie-zur-Maskenpflicht-wissen-muessen,maskenpflicht110.html
  3. https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Neurodermitis-Schwarztee-lindert-Entzuendung-der-Haut,neurodermitis146.html