Facharztausbildung: 6 hilfreiche Hinweise für die Weiterbildungszeit

Paulina Schimmelfennig - Sonntag, 19.2.2023
Eine junge Ärztin und ein junger Arzt laufen den Krankenhausgang entlang. Facharztausbildung im AMBOSS-Blog.

Approbation in der Tasche – und jetzt? So läuft die Facharztweiterbildung ab.

Chirurgie, HNO oder doch lieber Innere? Nachdem sie ihre Approbation erhalten haben, beginnen viele frischgebackene ärztliche Kolleg:innen eine Facharztausbildung. Doch vor Antritt einer Assistenzarztstelle sind einige Fragen zu klären: Welche Fachrichtung soll es werden? Wie lange dauert die Facharztausbildung und wo lässt sie sich absolvieren? Was es zur Weiterbildungszeit zu wissen gilt, erklärt der AMBOSS-Blog.

Auf einen Blick

  1. Wie ist die Facharztausbildung geregelt?
  2. Kann die gesamte Facharztausbildung in derselben Klinik stattfinden?
  3. Lässt sich die Facharztausbildung auch in einer Praxis absolvieren?
  4. Was sind Inhalte der Facharztausbildung?
  5. Wie unterscheiden sich Facharzt- und Zusatzweiterbildung?
  6. Wie läuft die Facharztprüfung ab?

Wie ist die Facharztausbildung geregelt?

Für die meisten Fachrichtungen beträgt die Weiterbildungszeit fünf bis sechs Jahre. Die Inhalte sind in der Weiterbildungsordnung der Ärztekammer des jeweiligen Bundeslandes geregelt und orientieren sich an der (Muster-)Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer. Verbindlich sind also immer die Vorgaben der Ärztekammer, in der man gemeldet ist. Damit ein Krankenhaus oder eine Praxis sich für die Facharztausbildung eignet, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Zum einen muss es sich um eine zugelassene Weiterbildungsstätte handeln, zum anderen muss dort ein Facharzt oder eine Fachärztin mit Weiterbildungsbefugnis arbeiten. Weiterbildungsbefugte sind Fachärztinnen und -ärzte, die bereits über längere Zeit in ihrem Fach arbeiten und einen entsprechenden Antrag bei der Ärztekammer gestellt haben. 

Kann die gesamte Facharztausbildung in derselben Klinik stattfinden?

Für wie lange eine Weiterbildungsbefugnis gilt, hängt unter anderem von der Versorgungsstufe der Klinik (zum Beispiel Grund-, Regel-, Maximalversorgung), den vertretenen Fachbereichen und den angebotenen medizinischen Verfahren ab. Einige Kliniken dürfen daher nur über einen gewissen Zeitraum ausbilden. Für die weiteren Inhalte müssen sich Assistenzärztinnen und -ärzte danach eine andere Weiterbildungsstätte suchen.

Lässt sich die Facharztausbildung auch in einer Praxis absolvieren?

Häufig findet die komplette Facharztausbildung im stationären Bereich statt. Eine Ausnahme bildet die Allgemeinmedizin: Die Weiterbildung sieht neben Pflichtzeiten in der Klinik auch eine Rotation in der Hausarztpraxis vor. In anderen Fächern wie der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde oder der Augenheilkunde können Assistenzärztinnen und -ärzte fakultativ einen Teil der Facharztausbildung im ambulanten Bereich absolvieren, etwa in einer Praxis. 

Fachrichtung

Verpflichtende Abschnitte

Allgemein-
medizin

insgesamt 60 Monate


24 Monate Allgemeinmedizin in der ambulanten hausärztlichen Versorgung 

12 Monate
Innere Medizin in der stationären Akutversorgung 


6 Monate in mindestens einem anderen Gebiet der unmittelbaren Patienten-
versorgung 

80 Stunden Kurs-Weiterbildung in Psychosomatischer Grundversorgung

Allgemein-
chirurgie

insgesamt 72 Monate

18 Monate Orthopädie und Unfallchirurgie 

18 Monate Viszeralchirurgie 

6 Monate Notfallaufnahme 

6 Monate Intensivmedizin 

Innere Medizin

insgesamt 60 Monate


48 Monate 
Innere Medizin, davon 30 Monate in der stationären Patienten-
versorgung 

6 Monate Notfallaufnahme 

6 Monate Intensivmedizin 

 

Beispiele für Weiterbildungszeiten

Was sind Inhalte der Facharztausbildung?

Welche konkreten diagnostischen und therapeutischen Fähigkeiten es in der Facharztausbildung zu erwerben gilt, legt die Weiterbildungsordnung fest. Die genauen Inhalte, beispielsweise wie oft bestimmte medizinische Maßnahmen durchzuführen sind, bilden sogenannte Logbücher ab. Sie führen über die gesamte Weiterbildungszeit hinweg auf, welche Untersuchungen, Operationen und Therapien zum bereits erlernten Repertoire gehören. Auch die regelmäßigen Gespräche mit den Vorgesetzten zum Stand der Weiterbildung finden sich darin.

Wer einen strukturierten Leitfaden zur Vorbereitung auf die Facharztprüfung sucht, wird hier fündig.

ZUM LERNPLAN

 

Wie unterscheiden sich Facharzt- und Zusatzweiterbildung?

Die Weiterbildungsordnung unterscheidet zwischen Facharztausbildung, Schwerpunkt und Zusatzbezeichnung. Die Facharztausbildung ist die „klassische“ Weiterbildung in einem Fachgebiet, etwa Gynäkologie. Der Schwerpunkt beschreibt die Spezialisierung innerhalb dieses Fachgebiets, zum Beispiel gynäkologische Onkologie. Zusatzbezeichnungen können in der Regel nur Fachärztinnen und Fachärzte erwerben. Sie stellen eine weitere Vertiefung dar, beispielsweise in den Bereichen Palliativ-, Notfall- oder Ernährungsmedizin.

Wie läuft die Facharztprüfung ab?

Nach den Staatsexamina nie wieder Prüfungen? Nicht ganz, denn nach der Weiterbildungszeit kommt die Facharztprüfung. Die Anmeldung zur Prüfung erfolgt bei der jeweiligen Landesärztekammer, wo unter anderem die Arbeitszeugnisse und das Logbuch einzureichen sind. Bis zum Prüfungstermin ist mit einer Wartezeit von mindestens zwei Monaten zu rechnen, je nach Bundesland auch mehr. Die Prüfungseinladung mit Datum, Ort und Uhrzeit der Prüfung verschicken die Landesärztekammern spätestens zwei Wochen vor dem Termin. Das Prüfungskomitee besteht für gewöhnlich aus vier Fachärzten und -ärztinnen des entsprechenden Fachs. Sie fragen in der mündlichen, nicht-öffentlichen Facharztprüfung über 30 bis 45 Minuten den kompletten Inhalt der Weiterbildung ab. Die Fragen bauen dabei oft auf Befunden wie Laborergebnissen oder Röntgenbildern auf. Eine Abschlussnote gibt es nicht, sondern lediglich ein „bestanden“ oder „nicht bestanden“. Nach bestandener Prüfung stellt die Landesärztekammer eine Anerkennungsurkunde aus – die Facharztausbildung ist geschafft.