Thrombozytopenien: 'Vom Zufallsbefund zum hilfreichen Parameter'
Harmloser Zufallsbefund oder Hinweis auf eine letale Erkrankung? Thrombozytopenien sind nicht immer leicht einzuordnen. Wie das AMBOSS-Kapitel die Diagnostik unterstützt – auch ohne hämatologisches Konsil.
Die internistische Redakteurin Dr. med. Sarah Maria Fünger berichtet, welche klinischen Fragestellungen sie mit dem Kapitel Thrombozytopenien beantwortet. Sie ist im vierten Jahr ihrer Weiterbildung zur Fachärztin für Innere Medizin und seit über einem Jahr Teil der AMBOSS-Redaktion.
Auf einen Blick
- Wie hilft das Kapitel “Thrombozytopenien” im ärztlichen Alltag?
- Welchen Abschnitt sollten Kolleg:innen aller Fachrichtungen lesen, bevor sie ein hämatologisches Konsil anfordern?
- Was ist inhaltlich neu?
- Was bietet dieses Kapitel ärztlichen Kolleg:innen, das sie woanders so nicht finden?
- “Während meiner eigenen Weiterbildung hätte ich dieses Kapitel unbedingt gebraucht…”
Wie hilft das Kapitel “Thrombozytopenien” im ärztlichen Alltag?
Thrombozytopenien sind sowohl in der hausärztlichen Praxis als auch im Klinikalltag ein häufiges Thema. Manchmal sind sie völlig harmlos, manchmal weisen sie aber auch auf schwerwiegende, potenziell letale Erkrankungen hin. Es ist schwierig herauszuarbeiten, wie ich vorgehen und worauf ich bei welchen Patient:innen achten muss. Kann ich die Thrombozytopenie vernachlässigen oder muss ich sie weiter abklären? Dadurch können Thrombozytopenien als zufälliger Laborbefund überfordernd wirken. Aber mit einem einfachen Algorithmus und einigen Tipps kann man sich der Ursache rasch nähern. Damit entwickelt sich die Thrombozytenzahl vom ungeliebten Zufallsbefund zu einem hilfreichen diagnostischen Parameter.
Welchen Abschnitt sollten Kolleg:innen aller Fachrichtungen lesen, bevor sie ein hämatologisches Konsil anfordern?
Der wichtigste Abschnitt des Kapitels ist das Vorgehen bei Thrombozytopenie, der einen Leitfaden für die Diagnostik bei Personen mit Thrombozytopenie enthält. Mit dessen Hilfe lässt sich herausfiltern, bei welchen Personen abgewartet und kontrolliert werden kann und bei welchen eine unmittelbare, rasche Diagnostik notwendig ist. Ich glaube, dass sich einige Konsile sogar in Luft auflösen, wenn man dieses Vorgehen bei Thrombozytopenie beachtet. Für alle hämatologisch Interessierten bietet dieser Algorithmus auch weiterführende Informationen: Was sehe ich im mikroskopischen Blutbild? Auf welche hämatologische Erkrankung weist das hin? Dadurch kann man diagnostisch bereits sehr weit kommen.
Wer neugierig auf das konkrete Vorgehen bei Thrombozytopenie ist, wird im AMBOSS-Kapitel Thrombozytopenien fündig. |
Was ist inhaltlich neu? Warum ist das wichtig?
Für alle Ärzt:innen, die Schwangere behandeln, gibt es einen Abschnitt zu Thrombozytopenien in der Schwangerschaft. Pädiatrisch Interessierte finden im Kapitel auch Inhalte zur häufigsten Blutungsursache bei Kindern, der Immunthrombozytopenie, kurz ITP. Im entsprechenden Abschnitt gibt es auch Antworten auf typische Fragen der Eltern: Wird mein Kind jetzt bluten? Wie muss ich damit umgehen? Kann es in die Schule oder in die Kita gehen? Darf es am Sportunterricht teilnehmen? Ist das eine bleibende und schwerwiegende Erkrankung oder geht das von allein wieder weg? Außerdem finden sich im Kapitel Inhalte zur medikamenteninduzierten Thrombozytopenie, einer wichtigen Differenzialdiagnose, weshalb wir den auslösenden Medikamenten einen eigenen Abschnitt gewidmet haben.
Was bietet dieses Kapitel ärztlichen Kolleg:innen, das sie woanders so nicht finden?
In der Literatur sind nur wenige alltagstaugliche Herangehensweisen zu Thrombozytopenien veröffentlicht, die differenziert genug wesentliche Ursachen abklärbar machen und gleichzeitig so reduziert sind, dass alle Ärztinnen und Ärzte sie anwenden können. Genau das haben wir mit dem Vorgehen bei Thrombozytopenie gut herausgearbeitet. Wenn ich dann herausgefunden habe, welche Erkrankung zugrunde liegt, finde ich die passende Therapie mithilfe der zahlreichen Verlinkungen zu den entsprechenden Kapiteln.
“Während meiner eigenen Weiterbildung hätte ich dieses Kapitel unbedingt gebraucht…”
… weil Thrombozytopenien in einer internistischen Klinik ein sehr häufiger Laborparameter sind. Meistens hofft man, dass es “nicht so wichtig” ist und stellt sich nur die Frage, ob Thrombozytenkonzentrate verabreicht werden müssen. Ich hätte mir daher dieses Kapitel gewünscht, um zu verstehen, dass es nur ein paar basale diagnostische Mittel braucht, um den Ursprung der jeweiligen Thrombozytopenie zu klären. So hätte ich individuell auch besser abschätzen können, ob mit Komplikationen wie Blutungen zu rechnen ist.
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